Umstellen - aber warum?
Die Gruppe der LEV umfasst eine Vielzahl von Fahrzeugen, die über einen Elektromotor angetrieben werden und aufgrund ihrer geringen Größe und Leistung nicht als Kfz gelten, wie z.B. Elektrofahrräder, E-Scooter oder elektrisch betriebene Transporter oder Kleinfahrzeuge. Die Grenzen innerhalb der Leichtfahrzeugklassen erscheinen oftmals fließend - salopp gesagt kann man sich dabei merken, dass es sich ausschließlich um Fahrzeuge handelt, die kein Auto sind. Präziser visualisiert es das DLR in einer Studie von 2022 finden Sie hier.
Rein wirtschaftlich betrachtet sind die Vorteile offensichtlich: LEV sind günstiger in Anschaffung und Wartung, da die im Regelfall deutlich kleineren Fahrzeuge im Gegensatz zum PKW oftmals über eine geringere Höchstgeschwindigkeit verfügen und man Abstriche in der Luxusausstattung in Kauf nehmen muss. Gleichwohl gelingt es mit LEV eine häufig sehr viel fokussiertere Entscheidung für den Einsatzfall zu treffen - die Auswahl ist mittlerweile groß. Auch im Unterhalt kann es deutliche Vorteile geben: Besteht bereits Infrastruktur zur Eigenenergieerzeugung (z.B. durch Photovoltaik), reduzieren sich die Energiekosten der elektrischen Fahrzeuge deutlich, insbesondere, da ihr Verbrauch ggü. einem klassischen PKW spürbar geringer ist..
Neben den auf der Hand liegenden Vorteilen belegen mittlerweile auch eine Reihe von Studien die Sinnhaftigkeit dieser Fahrzeuggruppe. Eine Studie des DLR in Zusammenarbeit mit dem IMU Institut von 2020 kommt zu dem Ergebnis, dass der Einsatz von LEV in Städten ein großes Potenzial zur Reduzierung von Emissionen und Lärmemissionen hat. Insbesondere der Einsatz von E-Bikes (und E-Lastenrädern) und E-Scootern bietet sich demnach als Alternative zum Autoverkehr an. Darüber hinaus können LEV auch dazu beitragen, den Verkehr flüssiger und sicherer zu machen.
Eine weitere Studie des difu aus 2014 zeigt, dass der Einsatz von LEV wirtschaftliche Vorteile bietet. Durch den Verzicht auf Kraftstoffkosten und die niedrigeren Wartungskosten können Unternehmen und öffentliche Einrichtungen erhebliche Einsparungen erzielen. (DIFU, 2014, “Elektromobilität im städtischen Wirtschaftsverkehr”)
Zu einem sehr ähnlichen Schluss kommt auch eine aktuelle Studie von McKinsey.
Ein partizipativer Prozess
Die Umstellung auf LEV erfordert jedoch auch Vorbereitungen und Investitionen, wie die Auswahl passender Fahrzeuge und die Schulung von Mitarbeiter*innen. Hier ist ein gutes Verständnis der Einsatzzwecke der aktuellen Fahrzeuge sowie ein aktiver Dialog mit Fahrerinnen und Fahrern ein zentraler Baustein, um sowohl Einblicke zu bekommen als auch Akzeptanz zu generieren. Auch wenn die Erfahrung zeigt, dass die Umstellung langfristig sinnvoll ist und dazu beitragen kann, Kosten zu reduzieren und einen wichtigen Beitrag zur CO2-Neutralität zu leisten - im partizipativen Austausch muss künftigen Nutzerinnen und Nutzern deutlich werden, warum die Umstellung erfolgen soll und welche Vorteile ggü. der bisherigen Situation überwiegen.
Zu den Herausforderungen zählen hier auch kulturell gewachsene Strukturen und Ansprüche. Wenn sich, oftmals über viele Jahre, bestimmte Annehmlichkeiten, die durch den bisherigen Fuhrpark entstanden sind, verstetigt haben, dann kann eine Fuhrparkumstellung als unerwünschter Eingriff empfunden werden, der mit Nachteilen verbunden wird. Frühzeitig Gespräche mit den Fahrerinnen und Fahrern zu suchen und Nutzungsweisen und Wünsche an das Fahrzeug zu verstehen, zahlt sich langfristig aus, auch wenn im Vorfeld ein Mehraufwand entsteht.
Handlungsempfehlungen und Fahrzeuge
Binden Sie Ihre Fahrerinnen und Fahrer aktiv in den Prozess ein. Eine Fuhrparkumstellung bedeutet auch, dass sich Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umstellen müssen und dass möglicherweise liebgewonnene Eigenschaften der bisherigen Fahrzeuge mit der Umstellung nicht mehr zur Verfügung stehen. Hier müssen Sie zwangsläufig abwägen und die Balance finden zwischen den ökonomischen und wirtschaftlichen Vorteilen im Sinne des Unternehmens und dem Fokus auf langfristig motivierte und zufriedene Angestellte. Zeigen Sie Ihrer Belegschaft auch die Vorteile von LEV auf, die nicht nur wirtschaftliche Vorteile bringen - die langfristigen positiven Auswirkungen auf Mensch und Umwelt und auch die eigene Gesundheit sollte stets eine Rolle spielen. Kreieren Sie darüber hinaus direkte Mehrwerte, die Ihren Mitarbeiter*innen entstehen werden, durch die Umstellung. Schaffen Sie ggf. Möglichkeiten, die Fahrzeuge auch privat und außerhalb der Arbeitszeiten nutzen zu können, organisieren Sie einen aktiven Austausch und holen Sie sich Feedback. Um im Vorfeld bereits Rückmeldungen zu bekommen, empfiehlt sich ein Blick ins aktuell am Markt befindliche Angebot. Wenngleich dieses stetig wächst, finden sich viele Überblicke oft in wissenschaftlichen Erhebungen. In einer Studie der e-mobil BW gibt es neben Einblicken in die Chancen von elektrischen Klein- und Leichtfahrzeugen auch eine Übersicht über einige Fahrzeuge der unterschiedlichen Klassen.
Ausblick
Auf der diesjährigen EuroBike präsentieren in Halle 8 auf 30.000qm über 400 Aussteller, die (fast) alle aus dem LEV Bereich stammen. Es lohnt sich also, einen genauen Blick auf das große Angebot zu werfen und sich intensiv auszutauschen.
Wer sich auf der diesjährigen EuroBike noch nicht ausreichend zu diesem Thema austauschen konnte und weitere Best-Practice-Beispiele sucht, dem sei das bfp FORUM 2023, am 17 und 18 Oktober 2023 in Mainz empfohlen: https://www.fuhrpark.de/bfp-forum-2023-auf-in-die-moderne-corporate-mobility
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Umstellung des Fuhrparks auf LEV zahlreiche Vorteile bietet, die auch von verschiedenen Studien belegt werden. Insbesondere in urbanen Gebieten kann der Einsatz von LEV dazu beitragen, verschiedene Emissionen zu reduzieren, die Luftqualität zu verbessern und einen wirtschaftlicheren Betrieb ggü. Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zu ermöglichen.
Weitere Informationen zum Autor Christoph Neye