Überspringen

Werde mit Deiner Marke Teil der EUROBIKE 2025!

Sichere Dir jetzt Deine Teilnahme als Aussteller auf der EUROBIKE 2025 in Frankfurt.

Gewerbe als Helfer bei der Transformation des Verkehrs

16.05.2023

Während Privathaushalte das Lastenrad auch im Alltag entdecken, steckt die gewerbliche Nutzung noch immer in den Kinderschuhen. Dabei bieten Cargobikes für Handwerksbetriebe, Handel, Lieferdienste oder Kleingewerbe viele Vorteile. Ausprobieren ist hier das Stichwort, z. B. bei der Aktion „Flottes Gewebe“ oder der Cargo-Area während der EUROBIKE in Frankfurt.

Lastenräder gelten als ein wesentlicher Bestandteil der Verkehrswende. Das weiß mittlerweile auch die Politik. Das Hessische Umweltministerium unterstützt beispielsweise regelmäßig die Anschaffung von Lastenrädern und Anhängern. 1.900 Förderanträge mit einem Fördervolumen von 1,5 Mio. Euro wurden 2022 bewilligt, für 2023 das erfolgreiche Förderprogramm neu aufgelegt. Zwischen 100 und 1.000 Euro sind modellabhängig an Zuschüssen möglich. Allerdings richtet sich diese Förderung, wie in vielen anderen Kommunen und Bundesländern auch, lediglich an private Haushalte. Doch der Kindertransport oder die Fahrt zum Einkaufen sind nur einige der Bedürfnisse, die ein Cargobike abdecken kann. Im Gegensatz zum privaten Bereich sind gewerbliche Lastenräder und deren Einsatzmöglichkeiten weniger bekannt. Dabei sind Gewerbe ein wesentlicher Faktor, um die Transformation des Verkehrs voranzutreiben.

Testaktionen in mehreren Städten

Genau hier setzt die Aktion „Flottes Gewerbe“ an. In einer Testphase können Unternehmen in ausgewählten Kommunen eine Vielzahl an Anwendungsfeldern und das Potenzial von Lastenrädern erfahren sowie kostenlos unterschiedliche Fahrzeuge ausprobieren. Bei Pilotprojekten 2022 in Stuttgart und Karlsruhe nutzten insgesamt 18 Gewerbebetriebe die Möglichkeit, ein Monat lang Lastenräder in ihren Alltag zu integrieren. Hinter dem Projekt steckt die Plattform cargobike.jetzt, die sich bereits seit vielen Jahren für eine Mehr an Lastenrädern in Deutschland einsetzt. „Bei vielen Gewerbetreibenden fehlt das Wissen über die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge, weil sie sich mit anderen Themen beschäftigen. Sie haben die Assoziation, dass es sich bei Cargobikes noch immer um Bastellösungen handelt. Mit unserem Projekten helfen wir, dass die Räder mehr im Mainstream ankommen“, begründet Alexander Lutz von cargobike.jetzt das Vorgehen. In diesem Jahr wird das Projekt „Flottes Gewerbe“ auf Düsseldorf, Testzeitraum im Mai, und Frankfurt, Testzeitraum Juni, erweitert. Weitere Partnerstädte sind in Planung. Denn gerade eines ist beim Thema gewerbliches Lastenrad wichtig: Ausprobieren! „Es braucht viel individuelle Beratung, welcher Typ Lastenrad zum Unternehmen passt, und dann stehen Probefahrten an, am besten über einen längeren Zeitraum“, so Lutz.

Für kurze Strecken lohnt sich das Lastenrad – selbst mit schweren Lasten

cargobike_20_ak_0160

Warum gerade mittelständische Unternehmen ein Träger der Transformation des Verkehrs werden können, liegt auf der Hand: Kurzstreckenfahrten mit dem Auto gehören für viele Unternehmen zur Tagesordnung. Sei es der Handwerker, der Lieferdienst, lokaler Handel oder auch das Architekturbüro. Um dem zunehmenden Autoverkehr entgegenzuwirken und Lärmbelästigung sowie Luftverschmutzung zu reduzieren, sind Fahrten mit den Lastenrad mehr als nur eine Alternative. Denn betriebliche Fahrten bewegen sich im urbanen Umfeld oft in einem Radius von ungefähr 20 Kilometern, die meisten sogar unter sieben Kilometern. In diesem Bereich spielen speziell elektrifizierte Radmodelle ihre Stärken aus. „Dank E-Unterstützung sind die Strecken kaum noch eine Last. Das muss jedoch erstmal erlebt werden“, so Lutz. Mit Zuladungsmöglichkeiten bis 350 Kilogramm können dabei schwere Werkzeuge oder Materialien dank E-Unterstützung möglichst entspannt transportiert werden – falls das überhaupt noch nötig sein sollte. Denn an vielen Baustellen ist es mittlerweile üblich, dass das meiste Material per Lkw direkt angeliefert wird, während die Monteure lediglich ihr Werkzeug dabeihaben, wie Joachim Walter von der Handwerkskammer Karlsruhe im Gespräch mit der Deutschen Handwerks Zeitung erklärte. Welches Potenzial Lastenräder auch im Handwerk und Gewerbe haben, zeigen unterschiedliche Studien. Der Zentrumsverband des Deutschen Handwerks spricht davon, dass mindestens 23 % der gewerblichen Fahrten auf Lastenräder übertragbar sind. In einer Studie des Europäischen Cyclelogistics-Projekts wird gezeigt, dass sogar 51 Prozent aller motorisierten Transporte auf Fahrräder verlagert werden könnten.

Von Kosten bis Gesundheit – Viele Vorteile für Unternehmen

Der Umstieg auf ein Lastenrad bringt für Unternehmen viele Vorteile:

  • Mitarbeitende ohne KfzFührerschein sind eigenständig mobil. Bislang war ein gültiger Führerschein gerade im Handwerk eine wichtige Einstellungsvoraussetzung. Immer mehr junge Leute, Auszubildende und Menschen mit Migrationsgeschichte besitzen keine Fahrerlaubnis. Mit Cargobikes sind sie mobil und können eigenständiger arbeiten: ein Führerschein muss kein Einstellungskriterium mehr sein.
  • Anschaffung und Unterhalt sind im Vergleich zum Transporter günstiger, selbst wenn Lastenräder für den gewerblichen Einsatz über 10.000 Euro kosten können. Laut einer Berechnung von Jobrad aus dem Jahr 2015 liegen die Unterhaltkosten pro Kilometer für ein ELastenrad bei 0,08 Cent, bei einem Kleinwagen bereits bei 0,35 Cent. Durch Fördergelder und Kaufprämien kann die Anschaffung sogar noch günstiger werden. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (kurz BAFA) bietet Fördermittel bis zu 25 Prozent des Kaufpreises.
  • Die Anfahrtszeit kann gerade in Ballungsräumen schneller sein, da Staustellen umfahren werden.
  • Die leidige Parkplatzsuche beim Termin entfällt. Gerade in Ballungsräumen kann diese bereits viele Minuten in Anspruch nehmen bzw. endet im schlechtesten Falle weit entfernt oder im Halteverbot. Ein Lastenrad ist hingegen, die nötige Breite des Gehwegs vorausgesetzt, direkt vor der Haustür abstellbar. Das spart Zeit und Kraft beim Tragen des Materials.
  • Lastenräder sind beim Kundenbesuch ein echter Hingucker. Während der im Halteverbot parkende Lieferwagen für Kopfschütteln sorgt, erzielt das richtig abgestellte Lastenrad einen AhaMoment beim Kunden oder auch bei Passanten. Gut gebrandet ist es ein praktisches Werbetool für die Akquise von neuen Kunden.
  • Für Mitarbeitende können Lastenräder eine gute Möglichkeit sein, um durch Bewegung an der frischen Luft das HerzkreislaufSystem zu stärken und den Stress „abzuradeln“. Durch das Ganzkörpertraining können Fehlbelastungen durch einseitige Arbeiten vermindert werden.

Von Ergonomie bis Licht – Räder sind an Anforderungen gebunden

Bei der Anschaffung von Lastenrädern für eine gewerbliche Nutzung sind allerdings auch von den Unternehmen spezielle Anforderungen zu berücksichtigten. Sie sollten die Bedürfnisse der Fahrenden nicht nur bei der Fahrzeugwahl, sondern auch bei der ergonomischen Einstellung einbeziehen. Denn die Mitarbeitenden sind oft lange Zeit im Sattel und ein falsch eingestelltes Rad kann dabei schnell zu Schäden, z. B. am Knie, führen. Auch gilt es zu bedenken, ob mehrere Mitarbeitende sich ein Rad teilen. Dann braucht es schnell anpassbare Lösungen, z. B. bei der Einstellung der Sattelhöhe. Auch die Anschaffung bzw. Umgestaltung von Umkleiden und Duschräumen ist ein Thema. Genau wie entsprechend breite, überdachte Parkplätze auf dem Firmenareal.

Eine Studie des Instituts für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt zudem, dass Unternehmer darauf achten sollten, dass das gewählte Lastenrad auch der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) entspricht. Licht, Reflektoren und eine Klingel sind Standard, eine regelmäßige Kontrolle des Fahrzugzustandes ebenso. Außerdem raten die Studienmacher, die Mitarbeitenden über die Nutzung von Radinfrastruktur zu schulen und am Anfang ein Sicherheitstraining durchzuführen, bei dem auch fahrtechnische Besonderheiten trainiert werden. So ist das Überfahren einer Bordsteinkante mit einem vollbeladenen Lastenrad etwas schwieriger als mit einem konventionellen Fahrrad. Eine wichtige Frage für den alltäglichen Betriebsablauf ist zudem, wie die Nutzung der Räder im Winter, z. B. bei Glatteis oder Schnee, aussieht und wer für die Anschaffung von Regen- und Winterbekleidung zuständig ist.

Bei Defekt: Service-Netzwerk ist extrem wichtig

Eine Besonderheit bei der beruflichen Nutzung von Lastenrädern sind die hohen Ansprüche, die an den Service gestellt werden. Bei einem Defekt müssen die Räder schnell wieder einsatzfähig sein. Ein Thema, mit dem sich cargobike.jetzt intensiv beschäftigt. „Bevor wir ein Projekt in einer Stadt starten, suchen wir zuerst lokale Wartungspartner, die sich um den Service und die Wartung kümmern. Das können Fahrradhändler, Lastenradspezialisten oder auch Autowerkstätten sein. Ziel ist es, das Rad bei einem Defekt innerhalb von 48 Stunden wieder einsatzbereit zu haben – das ist eine wichtige Voraussetzung für gewerbliche Anbieter“, erklärt Alexander Lutz und betont, dass es bei „Flottes Gewerbe“ auch darum geht, eine nachhaltige Lösung für Kommunen zu schaffen, damit das Thema gewerbliches Lastenrad noch stärker in den Fokus rückt.

Doch ein Thema bleibt: Geschäftsführende zu überzeugen, mehr auf Lastenräder zu setzen, ist das eine, radelnde Mitarbeiter zu finden, das andere. „Mit Druck geht gar nichts. Es geht nur über Freiwilligkeit und, ganz wichtig, mit gutem Beispiel vorangehen“, rät Lutz. Außerdem sieht er noch die Möglichkeit, Anreize zu schaffen, die Einsparungen beim Fuhrpark direkt an die radelnden Mitarbeiter weiterzugeben.