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Wir wollen mehr Menschen vom Auto über das Fahrrad in die Bahn bringen

08.04.2022

Das Fahrrad nimmt eine Schlüsselrolle in der Verkehrswende ein – auch für die Deutsche Bahn. Das Bahn-Tochterunternehmen Deutsche Bahn Connect GmbH kooperiert während der Messetage mit der EUROBIKE, um den Besuchenden in Frankfurt eine entspannte Anreise ohne Auto zu ermöglichen. Die Hintergründe dazu und warum Leihräder eine große Zukunft haben, erklärt Cornelius Kiermasch von DB Connect.

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Hallo Cornelius, die Deutsche Bahn Connect ist Mobilitätspartner der Eurobike. Warum ist die Kooperation mit der Eurobike für euch wichtig? 

Fahrrad ist für uns in der Deutschen Bahn ein essenzieller Baustein in der nachhaltigen Mobilität, um mehr Menschen auch per Fahrrad zur und von der Bahn zu bringen. Deswegen ist es für uns wichtig, dass Messebesuchende nicht nur mit der Bahn anreisen, sondern für die letzte Meile vom Bahnhof zur Messe eine nachhaltige Mobilitätslösung finden – auch in Form eines Fahrrads.

Was kann man in Frankfurt konkret während der Messe erwarten? Gibt es kostenlose Leihräder für alle?

Jeder Messebesuchende bekommt ein Call a Bike Guthaben in Höhe von 10 Euro für die Messewoche. Dieses wird mit dem Eurobike-Ticket ausgeben. Den Code gibt man in die Call a Bike App ein und kann das Guthaben direkt nutzen. Um ein einfaches Handling zu ermöglichen, werden die Abstellstationen in der Stadt erweitert. Zum Hintergrund: Man kann ein Call a Bike zwar generell flexibel im Bediengebiet abstellen, aber wenn man es nicht an einer Station abgibt, kostet dies einen Euro „Flexfee“. Rund um die Messeeingänge und die Eurobike-Events werden wir unser Stationsangebot deshalb ausbauen. Aufgabe unseres Service-Teams ist es, die Verfügbarkeit der Räder an den wichtigen Punkten herzustellen. Also morgens sollten ausreichend Räder am Bahnhof stehen, nachmittags rund ums Messegelände.

Zum Verständnis: Kannst du bitte kurz erklären, was der Unterschied zwischen Call a Bike und DB Connect ist?

Die Deutsche Bahn Connect GmbH ist ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG und verantwortet das Mobilitätsmanagement des DB-Konzerns. Sie ist für die Fuhrparkberatung, das Flottenmanagement, den Chauffeurdienst und für die Beschaffung der Dienstfahrzeuge der DB AG sowie für deren Wiederverkauf über die DB Autohäuser zuständig. Mit Sharing-Services sowie dem DB Firmenrad stellt DB Connect zeitgemäße und umweltfreundliche Lösungen für die DB-Mitarbeitenden bereit.
Am externen Markt betreibt die DB Connect unter der Marke Flinkster Deutschlands größtes, stationäres Carsharing-Netzwerk und ist mit dem Service Call a Bike der Pionier des Bikesharings in Deutschland.
Zur Ergänzung des Sharing-Portfolios bietet die DB Connect jüngst auch digitale Mobilitätslösungen, wie das DB Mobilitätsbudget Bonvoyo, an.

"Die Idee hinter vernetzter Mobilität: Kunden haben einen Anschluss nach der Bahnfahrt. Es wartet ein Fahrrad von Call a Bike direkt am Bahnhof und alles kann über eine App genutzt werden."

Wie kann man vernetzte Mobilität überhaupt greifbar machen? Es gibt ja den schönen Spruch: Das Smartphone wird zum neuen Autoschlüssel. Trifft das zu?

Wenn man es nicht digital denkt, bedeutet vernetzte Mobilität: Man hat einen Anschluss nach der Bahnfahrt. Es wartet also ein Fahrrad von Call a Bike direkt am Bahnhof, man nutzt es für die letzte Meile und stellt es bei der Rückfahrt wieder zurück oder am Zielort ab. Das ist die Idee. Die vernetzte Mobilität bedeutet Vernetzung mit der Schiene. Früher musste man noch eine Nummer anrufen, deshalb Call a Bike, aber heute funktioniert es per App und ist damit leichter geworden. Der nächste Schritt ist nun die Integration in andere Apps, damit man Bike-Sharing auch im Verbund mit anderen Mobilitätsangeboten benutzen kann. Wir arbeiten beispielsweise in Stuttgart mit der App Polygo von der Stuttgarter Strassenbahnen AG (SSB) zusammen. Diese Multimodalen Apps zeigen die unterschiedlichen Optionen, welche Verkehrsmittel zur Verfügung stehen und einen am schnellsten von A nach B bringen. Der Nutzer kann dann selbst entscheiden, was er nutzen möchte. Eine weitere Stufe der Vernetzung ist es, wenn die unterschiedlichen Mobilitätsformen noch in die Tarifstruktur mit eingebaut werden. Polygo-Kunden haben 30 Freiminuten für die RegioRad Stuttgart Räder. Darüber hinaus hat beispielsweise in Hamburg jeder Stadtrad-Hamburg-Kunde 30 Freiminuten von Call a Bike inkludiert bei einer Jahresgebühr von 5 Euro. Damit wird Mobilität bezahlbar. Stadtrad Hamburg ist unser erfolgreichstes Bikesharing-System. Im Fernverkehr gibt es die Möglichkeit, als Bahn.Bonus-Statuskunde 30 Freiminuten von Call a Bike bei jeder Fahrt zu erhalten. Voraussetzung ist eine entsprechende Anmeldung.

Obwohl Call a Bike in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert, ist Bike-Sharing in Deutschland noch kaum flächendeckend etabliert. Was muss sich gesellschaftlich ändern, damit benutzen vor Besitzen kommt?

In den großen Städten ist das Leihrad mittlerweile ein Teil des Stadtbilds geworden. In den kleineren Kommunen kann noch mehr passieren. Was sich bei der Kommunikation ändern kann: Wir müssen die Nutzungsanlässe für ein Leihrad besser herausstellen. Ein Leihrad ist eine temporäre Alternative für gewisse Wege als Zusatz zum bestehenden Fahrrad. Beispielsweise wenn ich mein eigenes, teures Rad nicht am Bahnhof abstellen möchte, oder wenn ich im Zielort einen Anschluss brauche. Das Leihrad erhöht auch die Spontanität, weil man es einfach irgendwo parken kann, ohne sich Gedanken über den Rückweg zu machen. Das andere ist der Preis. Stadtrad Hamburg zeigt, dass man mit einem günstigen Angebot auch viele Menschen auf das Rad bringt. Durch die kostenlosen Minuten wird für den Pendelverkehr eine interessante Alternative geboten.
Wir spüren deshalb auch eine wachsende Nachfrage von Unternehmen bei dem Thema. Beispielsweise bieten Banken ihren Mitarbeitern eine Flatrate für Bikesharing an mit 60 Freiminuten für jede Fahrt. Auch Tesla bietet seinen Mitarbeitern in Brandenburg in Zusammenarbeit mit uns ein Leihsystem vom nächsten Bahnhof bis zur Gigafactory in Grünheide an. Man sieht: Wenn ein Unternehmen investiert, passiert auch etwas in der Gesellschaft.

"Wichtig ist: Der politische Wille in der Region und der Stadt muss da sein."

Warum funktioniert das Thema nicht flächendeckend auf dem Land? Einen ausgebauten ÖPNV gibt es dort meist nicht, dafür ist das Radfahren schöner und entspannter als in der Stadt.
 
Bikesharing ist rein durch Fahrterlöse wirtschaftlich nicht zu betreiben. Im ländlichen Raum sind die Erlöse aufgrund geringer Einwohnerdichte und entsprechend geringerer Auslastung niedriger als in Großstädten. Folglich kann es nur betrieben werden, wenn es von der Kommune finanziert wird. Ein erfolgreiches Bikesharing System erfordert allerdings auch einen guten Anschluss an den ÖPNV, der häufig im ländlichen Raum fehlt. Aber es zeigen sich auch Änderungen: Rund um Stuttgart haben wir es geschafft, 50 Kommunen mit unserem System auszustatten. Wir haben ein flächendeckendes Leihradnetz für Pendler und auch Ausflügler geschaffen, das gut frequentiert wird. Sicherlich spielt die Nähe zu Stuttgart eine wichtige Rolle. Wichtig ist: Der politische Wille in der Region und der Stadt muss da sein. Das sieht man jetzt vermehrt und auch die Politik will mehr Menschen aufs Rad bringen.

Ein wichtiger Punkt für die Zukunft ist das Fahrrad parken. Die Bahn hat angekündigt, mehr Radparkplätze an den Bahnhöfen zu schaffen. Ein Vorteil für das Leihrad? Oder fahren dann wiederum mehr Bahnnutzer mit dem eigenen Rad?

Aus Gesamtsicht der Mobilität sind sichere Abstellanlagen enorm wichtig – insbesondere, weil Fahrräder und E-Bikes immer hochwertiger und teurer werden. Das Idealszenario wäre: Man fährt mit dem eigenen Rad zum Bahnhof und findet dort eine sichere Abstellanlage. Dann steigt man in die Bahn und am Zielort nimmt man das Leihrad für die Mobilität vor Ort. Das fördert die Mobilität in Summe und schafft Alternativen zur Autofahrt.

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Service ist ein wichtiger Punkt. Die Räder sollen ja auch funktionieren. Wie ist der Service geregelt?

Wir haben in den großen Städten jeweils eine eigene Werkstatt mit Zweirad-Mechanikern, die sich um den Service kümmert. Die Kunden können Schäden an den Rädern melden und das Team kümmert sich darum. Zusätzlich haben wir Wartungsintervalle bei den Rädern. Die andere Möglichkeit ist, dass das Service-Team die Leihstationen aktiv anfährt und die Räder überprüft. Das ist mit den Kommunen je nach Bedarf der Station individuell geregelt.

Blicken wir in die Zukunft: Wie wird die Rolle des Leihrades in 20 Jahren sein?

Das Fahrrad erlebt eine Renaissance. Wir werden eine bessere Fahrradinfrastruktur haben und somit mehr Menschen auf dem Fahrrad haben. Das Auto braucht auch beim autonomen Fahren noch viel Platz. Ich sehe das Fahrrad deshalb in einer gesunden Co-Existenz. Durch einen höheren E-Bike-Anteil kommen noch mehr Menschen schneller per Rad von A nach B. Das werden Autos in einer Stadt nicht schaffen. Das Radfahren wird deshalb bleiben – auch weil mehr Leihsysteme mit E-Bikes ausgestattet werden. 

 

Über DB Call a Bike

Mit rund 20 Jahren Erfahrung im Bikesharing bietet die DB mit Call a Bike eine praktische Ergänzung des öffentlichen Verkehrs und nachhaltige Anschlussmobilität für Reisende. Dabei stehen die Räder für höchste Qualität und Fahrkomfort. Bequem und schnell per App ausgeliehen, sind sie in über 80 Städten und Kommunen verfügbar. Teil von Call a Bike sind auch die im kommunalen Auftrag betriebenen Systeme StadtRAD Hamburg, RegioRadStuttgart und StadtRAD Lüneburg.